the wall

Seit Menschengedenken ist wohl neben Nahrung und Wärme der Schutz eines der existenziellen Bedürfnisse. Ein festes Dach, gestützt durch starke Wände. Ein Zaun um das Vieh. Palisaden um das Dorf. Eine Mauer um die Stadt.
Es ist die Sehnsucht nach etwas Verlässlichem, was auch da ist, wenn man selber schläft. Es ist der Wunsch nach einer Trennung des sicheren vom Unsicheren, des Vertrauten vom Fremden.

Ich muss den Hadrianswall nicht erklären, ich muss die Chinesische Mauer nicht erklären, nicht die einer mittelalterlichen Burg. Es geht eine riesige Faszination von einer Mauer aus. Steht man davor, fühlt man sich klein, oben drauf ist man stark und dahinter wägt man sich sicher.

Der Wunsch nach Sicherheit, oft hängt er mit Angst zusammen. Der Bauer hatte Angst vor dem Raubtier, der Ritter vor dem Feind, ein Land vor einer Invasion, ein Imperium vor dem Zusammenbruch.
Eine DDR vor einem Staat ohne Bürger, der Ostblock vor dem Westen. Israel vor der Hamas.

Ein Computer-Besitzer vor Viren, China vor dem Interneteinfluss.
Mit diesen beiden Beispielen wird die Mauer abstrakt. Das zeigt, wie das Objekt Mauer zu einem Begriff des Schutzes, aber auch des Einengen ist.
Für diese beiden Dinge macht man wie gesagt eine Mauer. Mauern bieten aber mehr.

Graffiti. Schmierereien. Liebesgeständnisse. Gerüchte.
Wahrheiten. Protest.
Eine Mauer ist eine Projektionsfläche. Twitterwalls.
www.berlintwitterwall.com
Ein Projekt zum Jubiläum des Falls der Berliner Mauer. Auf deutsch, englisch und – chinesisch.
The Great Firewall of China.
Eine Mauer mit vielen Löchern: Gucklöcher auf die „Beschützten“.

Rechts auf meiner Seite befindet sich die kleine Mauer meines Bruders. Sie funktioniert wie eine Pinnwand. Jeder kann etwas anbringen, jeder kann etwas erweitern oder vervielfältigen.
Illegales ist unerwünscht und wird überklebt!
Lasst uns eine Mauer bauen. Zum Schutz unserer Freiheit.
Wir sehen uns 2090.

  3 comments for “the wall

  1. der_bruder
    23. Juli 2010 at 22:29

    Sehr schöner Artikel, Gabriel, da spend ich doch mal mindestens 99 yourcents ;)

  2. marie
    31. Juli 2010 at 11:37

    ich weiß nicht, ob es dir schon aufgefallen ist, aber seit kurzem befindet sich auf der mauer auch eine verdammt coole karte von einem verdammt coolem land (vermutlich). ;)

  3. 1. August 2010 at 14:16

    jo, und dazu ein verdammt cooler kommentar

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